Bundesliga-Trainer Dieter Hecking warnt davor, im modernen Fußball alte Tugenden zu vergessen. "Wir müssen den Fußball und seine Werte wieder in den Mittelpunkt rücken", sagte der 54-Jährige, der trotz laufenden Trainer-Vertrages im Sommer Borussia Mönchengladbach verlassen muss, in einem Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Aktuell gingen die Werte "teilweise verloren, weil der Fußball eine große Geldmaschine geworden ist, eine Wachstumsbranche, in die viele drängen, für die der Fußball nur Mittel zum Zweck ist. Und der Zweck ist Geldverdienen", sagte Hecking. Er sei kein Romantiker und verkläre auch nicht die alten Zeiten, aber es sei dringend an der Zeit, sich wieder auf den Kern zu konzentrieren. "Es muss möglich sein, die modernen Entwicklungen mit den traditionellen Werten des Fußballs zu verbinden, ohne dass der Sport Schaden nimmt. Gelingt das nicht, verlieren wir Stück für Stück die Kultur, die den Fußball seit jeher ausgemacht hat."
Hecking plädiert darüber hinaus für eine Rückbesinnung auf die Praxis im Fußball. "Die wissenschaftliche Betreuung und die digitalen Analyse-Tools haben alle ihre Berechtigung, aber darüber dürfen die Praktiker nicht vergessen werden, die diesen Sport fühlen und über die Fakten, Daten und Zahlen hinaus unschätzbare Erfahrungen mitbringen - das vielzitierte Bauchgefühl eines gestandenen Trainers", sagt Hecking. Er glaubt, dass auch der Deutsche Fußball-Bund auf diese Eigenschaften Wert legen sollte. Deshalb fragt er ganz bewusst: "Warum holt man sich beim DFB, wenn die aktuellen Probleme angegangen werden sollen, nicht die Erfahrung und die Wissbegierde von Trainergenerationen, wie sie von Friedhelm Funkel, Christian Streich, Dieter Hecking, aber auch von Julian Nagelsmann oder Florian Kohfeldt vertreten wird?"
ots