Der VAR im Fußball: Sinnvoll oder nutzlos?

Seit fünf Jahren existiert der Video Assistant Referee (VAR) in der deutschen Bundesliga. Seitdem sorgt der auch unter dem Namen „Kölner Keller“ bekannte VAR für hitzige Diskussionen im Fußball. Die einen sehen die Vorteile und merken an, dass der Fußball durch den VAR gerechter wird, viele andere würden ihn gerne wieder abschaffen, da er Emotionen ausbremse und trotzdem durch Fehlentscheidungen auffalle.


Fußball gehört wohl zu den beliebtesten Freizeitaktivitäten der Menschen in Deutschland, weshalb auch die Kombination von beidem, die populären Sportwetten, hohen Anklang bei den Fans finden. Hier locken die Buchmacher mit lukrativen Quoten. Einen Schritt weiter gehen Wettanbieter mit Casino, denn durch die Verknüpfung von Sportwetten und einem virtuellen Casino kann das eigene Glück gleich auf mehrere Arten auf die Probe gestellt werden. Und die Emotional werden dabei kochen, genau wie bei der hitzigen Diskussion über den VAR.

Hintergründe zum Video Assistant Referee

Als Video Assistant Referee, kurz VAR, wird im Fußball die Verwendung des Videobeweises genannt. Dabei entscheidet ein Schiedsrichterteam am Monitor über zweifelhafte Situationen während des Spielgeschehens. Die sogenannten Videoschiedsrichter besitzen einen Zugang zu dutzenden Kameraeinstellungen auf das Spielfeld und können Informationen über ein Mikrofon an die Schiedsrichter auf dem Spielfeld weitergeben.


Dementsprechend kann bei offensichtlichen Fehlern oder Wahrnehmungsfehler des Schiedsrichters vor Ort eingegriffen werden. In der Folge wird das Spielgeschehen unterbrochen und der Schiedsrichter auf dem Spielfeld konsultiert die Videoschiedsrichter zu dem Vorfall. Nach Beratung wird dann entschieden, ob die Entscheidung bestätigt oder korrigiert wird. Wird keine Änderung vorgenommen, wird das Spiel fortgesetzt.


Wird die Entscheidung korrigiert, kann der Schiedsrichter unter zu Hilfenahme des VARs eine neue Entscheidung treffen. Grundsätzlich darf der Video Assistant Referee ausschließlich Empfehlungen aussprechen. Die Entscheidungsgewalt bleibt am Ende immer beim Schiedsrichter auf dem Spielfeld.

Bei besonders schwierigen Entscheidungen hat der Schiedsrichter auch die Möglichkeit, sich die entsprechende Spielszene auf einem Bildschirm am Spielfeldrand noch einmal genauer anzuschauen. Ursprünglich wurde dieses moderne System eingeführt, um Fehlentscheidungen und hitzige Diskussionen zu verhindern. Dieser Effekt ist bisher überhaupt nicht eingetroffen.


Vielmehr steht der VAR seit Einführung selber im Mittelpunkt der Diskussionen. Sowohl Trainer und Spieler als auch Fans und Medien zeigen nahezu wöchentlich ihren Unmut über die derzeitige Funktionsweise des VARs.

Vorteile des VARs: Darum ist der Video Assistant Referee sinnvoll

Als tatsächlich wirkungsvoller Vorteil am eingeführten VAR gilt die Abnahme des Drucks für den Schiedsrichter auf dem Spielfeld. In einem durchschnittlichen Spiel der deutschen Bundesliga müssen Schiedsrichter über 200 Entscheidungen treffen. Durch den Video Assistant Referee wird die Angst der Schiedsrichter vor gravierenden Fehlentscheidungen auf dem Spielfeld nicht gänzlich genommen, aber zumindest gelindert.

So ist ihnen bewusst: Falls eine klare Fehlentscheidung getroffen wurde, ist der Schiedsrichter auf dem Feld nicht der alleinige Sündenbock, denn der Video Assistant Referee hätte eingreifen müssen. Dadurch verändert sich auch die Rolle des Schiedsrichters sowie das Spiel selbst.


Naturgemäß wird seit der Einführung des VARs meist deutlich defensiver gepfiffen. So wird das Spiel schneller mal laufen gelassen, damit durch eine mögliche Fehlentscheidung keine Torchance verhindert wird. Immer mit dem Wissen, sollte ein illegales Vergehen vorliegen, kann am Ende der VAR eingreifen. Das führt letztlich zu einem insgesamt flüssigerem Spielgeschehen. Dazu kommt, dass mittlerweile deutlich weniger Schwalben und Tätlichkeiten auf dem Spielfeld vorkommen. Das wohl unsportlichste Handeln der Spieler wird also wirksam durch den VAR bekämpft. Alle Akteure auf dem Rasen wissen natürlich genau, dass jede Situation durch hunderte Kameraeinstellungen beobachtet wird. Dementsprechend ist die Wahrscheinlichkeit, mit einer Unsportlichkeit ungeschoren davonzukommen, extrem gering.


Insgesamt gilt auch, dass eine weit überwiegende Zahl der Eingriffe des Video Assistant Referees richtig liegt. So liegt die Zahl der richtigen Entscheidungen durch den VAR zwischen 96 % und 98 %. Ohne VAR-Unterstützung liegen Schiedsrichter allerdings auch bei stolzen 92 % richtigen Entscheidungen. Dementsprechend macht der VAR den Fußball tatsächlich ein wenig fairer und gerechter, aber zu welchem Preis?

Nachteile des VARs: Darum ist der Video Assistant Referee so unbeliebt

Der große Unmut der Kritiker des Video Assistant Referees basiert selten auf dem fehlenden Sinn des Videobeweises. Vielmehr halten viele Spieler, Verantwortliche und auch Fans die aktuelle Art und Weise des VARs für intransparent und in vielen Fällen kaum nachvollziehbar. So galt grundsätzlich von Beginn an, dass sich der sogenannte „Kölner Keller“ ausschließlich bei klaren Fehlentscheidungen einschalten sollte.


Doch die Definition von klarer Fehlentscheidung variiert von Spiel zu Spiel und von Schiedsrichter zu Schiedsrichter. Eine endgültige Einheitlichkeit gilt in der Realität auch als unwahrscheinlich. Am Ende sitzen auch vor den Videobildschirmen Menschen, die Fehler machen. Graubereiche und unterschiedliche Sichtweisen wird es immer geben. Ein vollkommen gerechter Fußball ist daher eine Illusion, selbst in der Bundesliga.


Dennoch kommt der Spielfluss momentan durch das Signal des VARs komplett zum Erliegen. In der allgemeinen Wahrnehmung nimmt die Zahl der Interventionen der Videoschiedsrichter sogar weiter zu. Immer öfter wird der fragile Gefühlshaushalt der emotionalen Anhänger auf die Probe gestellt. Spontaner Jubel wird durch den VAR abrupt unterbrochen.


In der Folge muss eine gefühlte Ewigkeit auf die endgültige Entscheidung, ob Tor oder nicht Tor, Rote Karte oder keine Rote Karte, oder Elfmeter oder kein Elfmeter, gewartet werden. Erst dann kann euphorisch gejubelt oder enttäuscht der Kopf gesenkt werden. Es geht sogar so weit, dass viele Fans bei einem Tor ihrer Mannschaft gar nicht mehr richtig jubeln, um bei einem Eingriff des VARs nicht groß enttäuscht zu werden. Emotionen werden unterdrückt: Die Magie des Fußballs verliert dadurch einen großen Teil ihres Glanzes.

Ein möglicher Kompromiss: Transparenz durch den Video Assistant Referee

Eine große Schwachstelle des aktuellen VARs ist die fehlende Transparenz. In vielen Fällen können Fans im Stadion oder vor den heimischen Bildschirmen die Entscheidungen aufgrund fehlender Auskunft überhaupt nicht nachvollziehen. Selten werden strittige Entscheidungen erklärt, nicht mal nach dem Ende eines Spiels. Helfen könnten mündliche Erläuterungen der Schiedsrichter im Stadion sowie entsprechende Videoeinblendungen.


Mit dem Ziel, eine größere Akzeptanz für den bisher umstrittenen Video Assistant Referee zu erreichen, sind eine gesteigerte Transparenz und Einheitlichkeit unbedingt erforderlich. Bisher überwiegen bei vielen Menschen die Nachteile des VARs. Das größte Glücksgefühl im Fußball, das erzielte Tor der eigenen Mannschaft, wird durch den zusätzlichen Videoschiedsrichter zur langanhaltenden Zitterpartie.


Das Wissen um eine mögliche Revision verhindert eine befreiende Gefühlsexplosion. Der Preis für einen gerechteren Fußball ist somit sehr hoch.