24 Teams bei der Europameisterschaft – Kein Fluch, sondern ein Segen

24 Nationen bei der EM? Kritiker bemängelten diesen Umstand, seitdem diese Änderung im Jahr 2016 in Kraft getreten ist. Von einer Verwässerung der Qualität und uninteressanten Spielen wurde geredet. Nach zwei EM-Endrunden kann jedoch gesagt werden, dass diese Änderung ein Schuss ins Schwarze war. Kleinere Fußballnationen überzeugen mit außerordentlichen Leistungen und bringen die Favoriten in die Bredouille. Das sorgt für mehr Unterhaltung und noch mehr Spiele.


Eines vorweg: Den Titel wird dieses Jahr wahrscheinlich trotzdem ein Favorit holen. Sowird trotz Außenseitererfolgen bei Online-Wetten noch immer England mit einer Quote von 2,88 (Stand: 30. 06.) als Favorit gesehen. Aber die Achtungserfolge der kleineren Nationen können sich sehen lassen. Herausstechen tut hier natürlich der Sieg der Schweiz über den Weltmeister Frankreich. Nachdem die Schweiz beim Stand von 1:0 einen Elfmeter erhielt, rechneten schon alle mit der Sensation. Hugo Lloris konnte diesen jedoch glänzend parieren und drei schnelle Tore kippten das Spiel zugunsten des Favoriten. Die Schweiz konnte jedoch zurückschlagen und als Jan Sommer den entscheidenden Elfmeter von Kylian Mbappe hielt brachen alle Dämme. Solche Momente will man bei Großereignissen erleben. Im alten System wäre es zu diesem nicht gekommen. Dann wäre die Schweiz als Drittplatzierter bereits in der Gruppenphase nach Hause gefahren. Und Frankreich vielleicht noch bei der Endrunde dabei.


Andere Teams haben auch davon profitiert. Mit nur 16 Teams wären Schottland, Nordmazedonien, die Slowakei und Ungarn nicht qualifiziert gewesen. Auch Tschechien, Dänemark, Österreich und Finnland hätten eine kleinere Chance auf die Qualifikation gehabt. Jedes dieser Teams hat während dem Turnier seine eigenen Geschichten geschrieben. Nordmazedonien und Finnland konnten sich das erste Mal für eine EM qualifizieren, die Finnen konnten dabei sogar ihr Auftaktspiel gewinnen und sich fast für das Achtelfinale qualifizieren. Ungarn schlug sich in einer Gruppe mit Portugal, Deutschland und Frankreich stark und wurde nicht zu dem erwartenden Kanonenfutter. Für Schottland gab es das erste „Battle of Britain“ seit einer Ewigkeit. Bei typisch englischem Wetter konnte man dem Bruder aus England einen Punkt abknöpfen.


Die anderen Teams konnten sogar über einen Achtungserfolg hinauswachsen. Tschechien und die Ukrainer (auch ein Drittplatzierter aus der Gruppenphase) konnte sich für das Viertelfinale qualifizieren. Dänemark wurde zu einem Geheimtipp und zur Mannschaft der Herzen von vielen neutralen Beobachtern. Österreich konnte sich auch für das Achtelfinale qualifizieren. Dank Siegen gegen die Ukraine und Nordmazedonien konnte man sich so erstmals für eine EM-K.-o.-Runde qualifizieren. Dort wartete mit Italien ein Titelfavorit. Mit einer beherzten Leistung konnte eine Verlängerung erzwungen werden. Dabei hatte man auch große Chancen auf den Sieg. Letztlich wurde das Spiel 2:1 verloren, jedoch eroberten die Spieler die Herzen ihrer Fans und auch für die Italiener war das Spiel eine schwere Hürde.


Die Erweiterung auf 24 Teams wird den EM-Sieger kaum ändern. Bereits davor gab es Überraschungssieger wie 1992 Dänemark und 2004 Griechenland. Es gibt jedoch dadurch mehr Chancen für spannende Spiele und es eröffnet Außenseitern größere Möglichkeiten. Mit dem alten Modus gäbe es nicht die Überraschung der Schweiz gegen Frankreich und auch den 120 Minuten langen Kampf zwischen Italien und Österreich hätten wir verpasst. Wegen Momenten wie diesen hat sich diese Erweiterung bereits ausgezahlt.